Mag. Brigitta Müller lädt dazu ein, die Wahrnehmung von außen nach innen zu richten, mit Übungen aus der spirituellen Praxis der Kontemplation. Es ist die Sehnsucht nach Einfachheit und Unmittelbarkeit. Es sind dafür keine Vorerfahrungen nötig. "Einführung in die Kontemplation" lautete der Titel einer Reihe, die für März und April geplant war. Nachdem die Kursreihe nicht wie geplant stattfinden kann, hat Frau Müller hier für sechs Wochen Impulse zur Kontemplation gegeben.
In der Haltung der stillen Achtsamkeit nehmen wir aufmerksam und liebevoll wahr, was in uns geschieht. Die innere Ausrichtung auf die Gegenwart Gottes in Jesus Christus ist der Anker dieser Gebetsweise, die im Alltag gut umsetzbar ist. Folgende Übungen laden dazu ein.
Hinweis: In die Tradition des Jesusgebets wird mithilfe eines Bilderbuches hier eingeführt!
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Beten mit dem Namen Jesus Christus
Wir haben letzte Woche die Wahrnehmung der Hände geübt, es soll eine sanfte Einheit zwischen Atem und Händen entstehen. Heute kommt als letzter Schritt der Name Jesus Christus dazu, im Hinhorchen auf seinen Namen begeben wir uns still in seine Gegenwart. Alles, was wir bis jetzt gelernt haben, fügt sich harmonisch zusammen.
Der Name Jesus Christus
Am Beginn der Meditation richten wir uns auf Gott hin aus und stellen uns zur Verfügung. Behutsam gehen wir unseren Leib durch und lassen uns Zeit, sachte begleiten wir unseren Atem auf seinem Weg durch den Körper.
Liebevoll spüre ich in meine Hände. Wenn ich ganz dabei bin, sage ich innerlich mit dem Ausatmen den Namen „Jesus“. Ich sage den Namen mit einem inneren Klang, still, wie ein Hauch, und in die Hände hinein. Ich lausche. Beim Einatmen „Christus“. Der Atem soll sich nicht ändern, ich passe den Rhythmus des Namens an meinen Atem an. Sobald ich merke, dass ich mich zerstreue, gehe ich achtsam in die Mitte meiner Handinnenflächen zurück. Ich bleibe dabei, so gut ich kann.
Ich beende die Übung so: Tief durchatmen, Augen öffnen, mich vor dem lebendigen Gott verneigen, kurzes Gebet am Schluss.
Die Wahrnehmung der Hände
"Wir kommen mit unseren Übungen langsam in die Tiefe … wir haben mit den Wahrnehmungsübungen begonnen und wenden uns jetzt der Erkundung der Hände zu. Immer geht es darum, dass wir uns sammeln, innehalten.", schreibt Brigitta Müller.
WAHRNEHMUNG DER HÄNDE
Wenn wir heute mit der Meditation beginnen, richten wir uns aus: Absichtslos wollen wir da sein, Gott diese Zeit schenken. Ich sage beispielsweise: „Ich bin für dich da.“ oder: „Ich möchte dir diese Zeit schenken“.
Achtsam gehen wir unseren Leib durch, wie wir es schon gewohnt sind, wir begleiten den Atem auf seinem Weg durch den Körper.
Heute wenden wir unsere Aufmerksamkeit besonders unseren Händen zu: Ich falte meine Hände. Die Mitte der beiden Handflächen sind möglichst nahe in Kontakt. Wie spüre ich die Mitte meiner Hände?
Ich lenke meine Aufmerksamkeit in das Zentrum meiner Handflächen und bleibe in dieser Wahrnehmung.
Oder: Meine Hände sind ungefähr in Schulterhöhe, die Handflächen einander gegenüber. Wie spüre ich die Mitte meiner Hände?
Ich bleibe in der Wahrnehmung. Sobald ich merke, dass ich mich in Gedanken zerstreue, gehe ich achtsam in die Mitte meiner Handinnenflächen zurück.
Ich bleibe dabei, so gut ich kann.
Ich beende die Übung so: Tief durchatmen, Augen öffnen, mich vor dem lebendigen Gott verneigen, kurzes Gebet am Schluss.
Mit dem Gebetsrahmen wird die Ausrichtung auf die Gegenwart Gottes in Jesus Christus sichtbarer.
(c) Fotorechte Magdalena Schauer
Achtsam für die eigenen Gefühle
In der Kontemplation gibt es drei wichtige Hilfen, um in die Gegenwart zu kommen - und in der Gegenwart zu bleiben: Atem, Hände und Name Jesu. Wir sind noch beim ersten Schritt und versuchen heute, den Gefühlen nachzuspüren, die uns momentan beschäftigen. Das ist eine sehr harte Übung, weil uns Gefühle in Krisenzeiten überwältigen können … deshalb ist das Üben des Loslassens sehr hilfreich.
5 Minuten: Wahrnehmung von Gefühlen
Hellwach und aufmerksam möchte ich dasein.
Ich schließe meine Augen und horche in mich hinein,
Wie spüre ich meinen Leib?
Achtsam nehme ich meinen Leib wahr und wende meine Aufmerksamkeit meinem Atem zu:
Wie spüre ich meinen Atem? Er darf gehen, wie er will.
Welche Gefühle bewegen mich?
Ich nehme meine Gefühle bewusst wahr: Verspüre ich Langeweile?
Habe ich Angst oder Sorge um die Zukunft?
Fühle ich mich behütet?
Geduldig versuche ich, meine Gefühle zu benennen und lasse sie zu, verdränge sie nicht ...
Im nächsten Augenblick lasse ich sie los und überlasse sie Gott - dann kehre ich zum Atem zurück.
Wenn ich merke, dass ich abschweife und meinen Gefühlen nachhänge, wende ich mich behutsam aber entschieden meinem Atem zu.
Beenden Sie die Übung so: Tief durchatmen, Augen öffnen, mich vor dem lebendigen Gott verneigen.
Naturwahrnehmung
"Für diese Woche schlage ich einen spirituellen Kontemplations-Impuls vor, der sich mit Naturwahrnehmung beschäftigt, da Sie zuhause bestimmt das Bedürfnis nach Natur haben, um in den Wohnungen nicht verrückt zu werden, gut, dass die Sonne scheint!", schreibt Frau Müller. Daher hier eine Übung:
Um den Weg der Kontemplation im Alltag zu gehen,
lenke ich meine gesammelte Aufmerksamkeit auf das, was mir begegnet.
Hellwach und aufmerksam möchte ich dasein.
Ich mache einen Spaziergang und bleibe stehen.
Ich schaue beispielsweise einen blühenden Baum an und lasse ihn auf mich wirken.
Unmerklich entstehen Fragen, Gedanken, es kommen Gefühle auf.
Liebevoll lasse ich die Fragen stehen, benenne meine Gefühle und lasse sie los.
Achtsam komme ich in die Wahrnehmung zurück.
Ein Vogel zwitschert. Ich höre ihm zu und halte in der Empfindung inne.
Der Vogel darf da sein, genauso wie ich dasein darf.
Ich muss nichts verändern und darf alles so stehen lassen, wie es ist.
Sobald ich merke, dass ich mich in Gedanken zerstreue,
gehe ich achtsam in die Wahrnehmung zurück.
Ich brauche nichts zu erreichen, nichts zu leisten.
Ich bleibe in der Wahrnehmung so gut ich kann.
"Hier noch ein Bild aus meiner Heimat."
5 Minuten: Leib-und Atemwahrnehmung
Hellwach und aufmerksam möchte ich dasein.
Ich schließe meine Augen und horche in mich hinein.
Wie spüre ich meinen Leib?
Achtsam nehme ich meinen Leib wahr und wende meine Aufmerksamkeit meinem Atem zu:
Wie spüre ich meinen Atem?
Er darf gehen, wie er will, ich nehme einfach wahr, wie die Luft geht und kommt.
Ich überlasse mich meinem Atem. Ich bleibe dabei, so gut ich kann.
Beeenden Sie die Übung so: Tief durchatmen, Augen öffnen, mich vor dem lebendigen Gott verneigen.
Zum Nachklingen lassen: Ich lasse das Bild auf mich wirken. Ich überlasse mich dem Bild.
Wenn ich ganz still bin
Wenn ich ganz still bin
kann ich von meinem bett aus
das meer rauschen hören es genügt
aber nicht ganz still zu sein
ich muss auch meine gedanken
vom land abziehen
Es genügt nicht die gedanken
vom festland abzuziehen
ich muss auch das atmen
dem meer anpassen
weil ich beim einatmen weniger höre
Es genügt nicht den atem
dem meer anzupassen
ich muss auch händen
und füßen die ungeduld nehmen
Es genügt nicht hände
und füße zu besänftigen
ich muss auch die bilder
von mir weggeben
es genügt nicht die bilder wegzugeben
ich muss auch das müssen lassen
Es genügt nicht das müssen zu lassen
solange ich das ich nicht verlasse
Es genügt nicht das ich zu lassen
ich lerne das fallen
Es genügt nicht zu fallen
aber während ich falle und mir entsinke
höre ich auf das meer zu suchen
weil das meer nun von der küste heraufgekommen
und in mein zimmer getreten
um mich ist
Wenn ich ganz still bin
Dorothee Sölle