Im Februar 2012 wurde das Quo vadis? im Zwettlerhof in Wien eröffnet. Es ist das Zentrum für Begegnung und Berufung der österreichischen Ordensgemeinschaften. Anlässlich des 10jährigen Bestehens ist eine Jubiläumsschrift entstanden, die vom Anfang erzählt, die Veränderungen beschreibt und vom Quo vadis? in der heutigen Gestalt berichtet. In dieser Schrift, die im Quo vadis? kostenlos erhältlich ist, berichten Sr. Cordis Feuerstein und P. Erhard Rauch von der Gründung. #10JahreQuovadis
Man muss einfach einmal anfangen
Darüber stolpern sollte man. Sichtbar sein wollte man. Und offen für Begegnung möge alles sein. In der Erinnerung an die Ur-Idee des Quo vadis? und an die Entstehung des Begegnungs- und Informationszentrums der Ordensgemeinschaften ist auch heute, zehn Jahre danach, die Schaffensfreude der Gründungszeit zu spüren. Wer mit Pater Erhard Rauch und Schwester Cordis Feuerstein über den Entwicklungsprozess dieses einzigartigen Raumes mitten in der geschäftigen Wiener Innenstadt spricht, erkennt sofort den Anpackergeist der beiden zentralen Initiator*innen und tragenden Gestalter*innen. „Man muss einfach einmal anfangen!“, erinnert sich Pater Erhard Rauch und auch Schwester Cordis Feuerstein sind diese mutigen und durchaus spannenden Anfänge noch sehr präsent: „Begegnung, in welcher Form auch immer, war für uns ganz wichtig. Wir kennen Vorreiter, aber wir kennen auch Bremser. Und von denen haben wir uns einfach nicht so viel dreinreden lassen. Denn sonst wäre ja nie etwas Neues entstanden.“ Der Weg von der Idee hin zur Zündung war aber auch von einer Reihe an Zufällen begleitet.
Wie die Idee ihren Ort fand
Denn alles begann paradoxerweise mit einer Schließung. Als die Buchhandlung St. Gabriel ihre Türen in den heutigen Gemäuern des Quo vadis? schließen musste und sich gleichzeitig das damals bereits bestehende und gegenüberliegende Informationszentrum der Frauenorden nach einer Neuausrichtung umsah, ergaben sich mitten im Zwettlerhof auf einmal Möglichkeiten und Chancen. Nach einer Findungs- und Verhandlungsphase einigte sich das Kooperationsbündnis aus Männerorden, Frauenorden und dem Canisiuswerk schließlich mit dem Domkapitel über die Nutzung der Räumlichkeiten – und so öffnete sich eine neue Tür. Doch bevor aus einer ehemaligen Buchhandlung ein Begegnungs- und Informationszentrum rund um Orden werden konnte, brauchte es nicht zuletzt auch räumliche Konzeptionsarbeiten. Hell, luftig, offen, niederschwellig sollte das neue Zentrum werden und so ganz abseits der klischeehaften Vorstellung von dunklen, engen Gängen von Klöstern, an deren Pforten man erst einmal klopfen musste, um über das Ordensleben etwas zu erfahren. Mit Yna Susul-Kozubski wurde eine Innenarchitektin beauftragt, die diese räumlich-ideelle Vorstellung in architektonische Sprache übersetze.
Zwischen Suche, Präsenz und Begegnung
Für das große Ziel – der Präsenz von Ordensgemeinschaften in einem besonderen Raum der Begegnung und Information mitten in Wien – hat das gesamte Gründungsteam Neuland betreten. Das Anfangsspiel der Zusammenarbeit aus Männer- und Frauenorden hat Pater Erhard Rauch gut in Erinnerung. Alle an der Entstehung Beteiligten haben sich viel Zeit genommen, wie Schwester Cordis Feuerstein erzählt. „Es ging nicht nur um die Planung, sondern damit verbunden war auch das Miteinander-Reden und das Besser-Kennenlernen.“ So offen die Räumlichkeiten des Quo vadis? waren, so aufgeschlossen war man von Anfang an, was die Gestaltung des Angebotes betraf. „Wir wollten keinen Plan haben, den wir beinhart durchziehen. Der individuelle Mensch sucht sich seinen Ort, seinen Platz. Wir haben das mit dem Quo vadis? einfach einmal angeboten. Einen Ort, an den Menschen hingegen können. Einen Ort, den man anderen Ordensleuten empfehlen kann. Und einen Ort, der auch plötzlich von Passanten gesehen wird.“ Für Schwester Cordis Feuerstein war dieser „Treffpunkt“ ein besonderes Anliegen: „Für mich war es von großer Bedeutung, dass es vor allem auch ein Begegnungsort für Ordensfrauen sein kann. Denn der Austausch untereinander war und ist wichtig.“ Ob Informationsmaterial, Kaffee oder Stille – das Quo vadis? sollte vor allem eines sein: offen.
Ein Zentrum mitten im Zentrum eröffnet
Der Wunsch nach Austausch, niederschwelliger und zwangloser Begegnung sowie die Möglichkeit, die Vielfalt der Ordensgemeinschaften zu zeigen, trieben die durchaus nicht immer einfachen Vorarbeiten (vor)an. Denn die Planungs- und Bauarbeiten zogen sich weit über ein Jahr, bis schließlich am 2.2.2012, am Tag der geistlichen Berufung, die große Eröffnungs- und Segnungsfeier im Quo vadis? stattfand. Die Neugierde und das Interesse waren groß, erinnert sich Pater Erhard Rauch und auch Schwester Cordis Feuerstein empfindet selbst heute noch das Glücksgefühl von damals, alle Hindernisse überwunden zu haben. Viele Ordensleute waren der Einladung zur Eröffnung des Quo vadis? gefolgt. Das neue Zentrum mitten im Zentrum hatte also nicht nur Interesse und Neugierde geweckt, sondern fand einen klangvollen Widerhall auch in ersten Reaktionen. „Es gab von Anfang an eine sehr gute räumliche Resonanz“, beschreibt Pater Erhard Rauch. So wie damals, so versprüht auch heute noch die Singularität und die Einzigartigkeit des Raumes, die viel Offenheit für Fragen und mögliche Antworten lässt, eine ganz besondere Atmosphäre.
Und wohin gehst du?
Auf die Frage, ob sich Pater Erhard Rauch und Schwester Cordis Feuerstein im Jahr 2012 gedacht hätten, dass das Quo vadis? auch zehn Jahre danach immer noch besteht, antworten die beiden übrigens ganz eindeutig mit: „Ja!“ Das Quo vadis? wird seinen Namensauftrag auch zukünftig mit auf den Weg nehmen und weitergehen, davon ist Pater Erhard Rauch überzeugt: „Ich kann Papier und Prospekte ausschicken, aber ein Begegnungszentrum schafft einen ganz anderen Wert. Im Quo vadis? ist bewusst keine Form gewählt, die bleiben muss. Es kann auch in weiteren zehn Jahren ganz anders aussehen. Aber es wird da sein.“
Die Jubiläumsschrift "10 Jahre Begegnung und Berufung im Zentrum" wurde bei dem Geburtstagsfest des Quo vadis? im Februar präsentiert und ist kostenlos dort erhältlich. Sie beschreibt die Anfänge, die Veränderung, gibt Einblicke in die Konzepte und Erfahrungen und beschreibt die Hintergründe. P. Jakob Deibl OSB und P. Michael Bordt SJ haben Gastbeiträge zur Berufungs- und Citypastoral geschrieben.