Im Quo vadis? interessieren wir uns für die Berufung jedes Menschen: Wie gelingt mein Leben und was hat das mit Gott zu tun? Auf dieser Suche lassen wir uns von Ordensleuten erzählen, wie sie ihre Berufung gefunden haben und wie sie sie leben: Berufungsg'schichten. In Kooperation mit dem Canisiuswerk und meinekirchenzeitung.at PA Sr. Dr. Gertraud Johanna Harb (*1983) arbeitet als Seelsorgerin im Zentrum für Theologiestudierende, Graz. Ihren Weg zu den Kreuzschwestern beschreibt „Sr. Gerti“ so:
Ich bin vielleicht ein schlechtes Beispiel für Berufungsgeschichten, denn ich habe einen sehr langen und wirren Weg gehabt. Tatsächlich war ich bereits ernsthaft auf der Suche nach einer Gemeinschaft als ich die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz (hierzulande kurz Kreuzschwestern) im Internet fand. Im Rückblick kommt mir manches anders vor, als es damals für mich war.
Nicht MEIN Leben
Jahrelang habe ich eher mit Gott gekämpft. Damals hätte ich gesagt, ich will diesem Gott nicht folgen – heute würde ich sagen, ich habe einfach nicht genug von Gott gewusst, falsch von ihm gedacht und konnte ihm nicht vertrauen. Aber mir war auch klar, dass es etwas (oder jemand) gibt, das mich drängt. Irgendwas an meinem Leben war nicht richtig. Es war nicht MEIN Leben. Ich habe Theologie studiert, hatte eine längere Beziehung und war wirklich nicht unglücklich – und doch war ich auch nicht froh.
Nach dem Studium habe ich dann noch vier Jahre auf der Universität Graz gearbeitet und mein Bibelwissen vertieft. In dieser Zeit lebte ich auch ein halbes Jahr in England und erlebte dort eine ökumenische Gemeinschaft von Menschen, die sich näher mit der Bibel auseinandersetzten. Diese Zeit fand ich unglaublich bereichernd! Damals wurde mir bewusst, dass ich für meine Auseinandersetzung mit dem Glauben und für das Gebet eine Gemeinschaft suchen möchte. Dazu kam immer mehr der Wunsch etwas für die Ärmsten zu tun. So wichtig wurde mir das, dass ich nach einer Gemeinschaft mit diesen Tätigkeitsfeldern gesucht habe.
Dankbarer leben dürfen
Und dann habe ich den „Sprung“ gewagt. Als ich wirklich eingetreten bin, musste ich für die „Ordensausbildung“ zunächst nach Deutschland. Damals war ich 30 Jahre alt, hatte zuvor ein internationales Projektteam geleitet und bin viel gereist. Das Leben in der neuen Gemeinschaft war eine echte Herausforderung und ich habe mich zunächst ehrlich gefragt, was ich da eigentlich tue. Im Nachhinein war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens – es hat nur einfach seine Zeit gebraucht.
Gott hat sich in diesen Jahren nicht nur als einer gezeigt, der mitgeht – er hat sich als einer gezeigt, der mich besser kennt als ich mich selbst kenne. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man dankbar leben darf und trotz aller Not und all dem, was man offenen Auges sieht, einfach diese feste Grundhoffnung hat. Wenn ich denke, wie es mich einst zerrissen hat, muss ich sagen: Jetzt darf ich so sein, wie ich wirklich bin. Ich darf endlich ganz sein.
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