Viele, die schon einmal eine Pilgerwanderung gemacht haben oder die gerne gehen, werden bestätigen: Durch gehen fühlt man sich besser und gehen befreit. Aber warum ist das so? Ist Gehen lebenswichtig, ja sogar vielleicht lebensnotwendig?
Hippokrates hat bereits geschrieben: „Gehen ist des Menschen beste Medizin.“ „Beim Gehen wird im ganzen Körper eine überaus heilsame Tätigkeit initiiert: Waden-, Schienbein- und Oberschenkelmukeln kommen aus ihrer erschlaffenden Untätigkeit heraus, Knie- und Hüftgelenke treten von ihrer potenziellen Verkrampftheit in eine neue Lebendigkeit, das Herz- und Kreislauf- sowie das Stoffwechsel- und Immunsystem wird angekurbelt oder stabilisiert, die Koordinationsfähigkeit des ‚System’ Mensch wird insgesamt verbessert. Überdies nimmt die Sauerstoffsättigung des Blutes zu, wovon besonders die Gehirntätigkeit profitiert, welche Endorphine freisetzt, die entspannend und beruhigend wirken. Das zentrale Nervensystem setzt Botenstoffe (Neurotransmitter) frei, welche Kreativität und Denkleistung erhöhen.“ schreibt der Theologe Gisbert Greshake in seinem Buch "Gehen".
https://quovadis.or.at/angebote/aktuell/103-phaenomen-gehen#sigProId8e460e91cd
Aber ist Gehen „nur“ für die körperliche Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden wichtig?
Durch das Gehen wird auch etwas anderes, etwas Tieferes in uns angesprochen, unsere Seele. Greshake schreibt: „Im Gehen drückt sich (...) ein Pol der bipolaren menschlichen Wirklichkeit aus. Zum Menschen gehört es, sowohl an einem Ort zu bleiben, sich mit Gegebenem vertraut zu machen, Ruhe zu finden und zu rasten, aber ebenso gehört dazu, aufzubrechen, sich auf den Weg zu machen, sich auf Neues hin in Bewegung zu setzen, bisher Unbekanntes zu erfahren und zu erkunden.“ Gehen selbst besteht auch immer aus Gehen und Verweilen, da ein Bein immer mit der Erde verbunden ist und das andere nach vorne schwingt. Es ist auf ein Ziel, auf etwas Neues hin ausgerichtet.
Durch das Gehen erfahre ich selbst in mir einen Prozess der Wandlung. Oder wie Greshake es ausdrückt: „Wandern führt zum Wandel.“ Ich erhalte ein anderes Verhältnis zu mir selbst, aber auch zur Welt. Probleme, Ängste, Spannungen, Gedankenschleifen... lösen sich im Gehen. Es macht offen für anderes und andere.
Durch das Gehen erfährt der Mensch auch eine Art Verschmelzung mit der Natur, die zum Meditieren über das eigene Leben führen kann. Gehen kann das Leben heilsamen entschleunigen. „Denn Gehen heißt, einen Weg zu absolvieren mit den begrenzten Kräften des Leibes und den geduldigen Anstrengungen der Füße.“ (Greshake)
Gehen führt zu einer neuen Lebendigkeit, sowohl für den Körper, als auch für die Seele - Gehen ist also notwendig zum Leben.
Hier finden Sie die Online-Angebote des Quovadis in der Corona-Zeit.