Schwester Maria Schütz s.a. begleitet Sie durch die Heilige Woche: Sie führt ein in die Geheimnisse von Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag. Wir wünschen Ihnen auf diesen Weg eine gute Karwoche und gesegnete Ostern!
Eine junge Frau aus Syrien sagte mir vor einigen Monaten, dass sie die Bibel gelesen habe und fasziniert sei von diesem Gott, der die Menschen liebt. Um diese seine unbedingte Liebe den Menschen deutlich zu machen, wurde Gott in Jesus Christus Mensch. In seinem irdischen Leben erfuhr Jesus Christus immer mehr den Zusammenstoß mit einer Weltordnung, die sich nicht an Liebe, sondern an Macht orientiert. Sein beständiges Bemühen, von der vergebenden Liebe des Vaters Zeugnis zu geben, machte ihn gefährlich für die Mächtigen.
Gründonnerstag
„Am Abend vor seinem Leiden“, an den wir besonders am Gründonnerstag denken, will Jesus seinen Jüngern nochmals deutlich machen, worum es Gott geht: Er wäscht seinen Jüngern die Füße. Er identifiziert sich mit Brot und Wein, die nichts sein wollen als Nahrung und Stärkung für alle Menschen. Und er tut dies in Gemeinschaft mit einer bunten Gruppe, in der auch jener, der ihn verraten wird, seinen Platz hat.
Fußwaschung –
den Mitmenschen dienen, ihnen zu einem menschenwürdigen Leben verhelfen, sie „reinwaschen“ statt „durch den Schmutz ziehen“
Kommunion –
sich von Gott nähren lassen, um Nahrung füreinander zu werden, offene Augen für das Geschenk/die vielen kleinen Geschenke des Lebens haben, sie mit anderen teilen
Wer hat Platz an meinem Tisch? Wer nicht?
Karfreitag
„Durch sein Leben und seine Lehre hat Jesus seine Jünger innerlich und äußerlich geheilt.“ (Steindl-Rast, 118) Die Folgen, die er durch eine auf Macht ausgerichtete Welt zu spüren bekam, erlitt er. Auch er musste sich am Ölberg dazu durchringen. Aber es war ihm wichtiger, den Menschen Gottes verzeihende Liebe zu verkünden, als sein Leben zu retten. Bis zuletzt betet er „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23, 34)
„Genau deshalb ist der Karfreitag ein Feiertag. Wir feiern nicht das Sterben des Gottessohnes, der ans Kreuz geschlagen wird, sondern wir feiern, dass Gott uns so sehr liebt, dass er in all unsere Dunkelheiten hineinkommt.“ (Schwarz, 80) Gott kann uns die Kreuze unseres Lebens nicht nehmen – aber er geht in Leiden und Tod hinein, um uns gerade dort nahe zu sein.
Kreuzverehrung -
Das macht sein Kreuz so wichtig, dass wir uns am Karfreitag vor ihm verneigen.
Große Fürbitten -
In den „großen Fürbitten“ beten wir für die ganze Menschheit, dass wir Gottes Weltordnung der Liebe, wie sie Jesus Christus durch sein Leben und Sterben verkündet hat, immer mehr annehmen und leben können.
Für wen möchte ich beten?
Karsamstag
Von uns selbst erkennen wir nur wenig, nur einen gewissen Teil.
Der Rest bleibt für uns unerreicht.
Reich des Todes, unfassbar, unergreifbar – und doch lebensbestimmend. …
Reich des Todes: letzte und schwerste Blockade zwischen Mensch und Gott.
Hinabgestiegen in das Reich des Todes bist DU. …
Trotz Deiner Ankündigungen getraue ich mich nicht, auf Auferstehung zu hoffen.
Der Dämon der Vernunft zieht mich weg vom Warten.
Hoffnungslos! Noch nie ist jemand wiedergekehrt.
Hinabgestiegen in das Reich des Todes bist Du, damit Deine Erlösungstat vollkommen ist.
Aus Liebe zu mir bist Du da hinabgestiegen, weil Du um diese letzte Sperre gewusst hast.
In Deiner radikalen Liebe zu mir wolltest du endgültig aufräumen mit all den Hindernissen zwischen mir und Dir. …
Der Tod ist nicht mehr tot, der Satan hat keine Macht mehr! …
Und voller Unruhe und Erwartung stehe ich da und hoffe auf Dein Wiederkommen, auf Deine Auferstehung in mir!
(Sr. M. Prachtl MC)
In welchem Reich des Todes kann ich Botschafter/in werden für Gottes Liebe? Wo/wann spüre ich das Reich des Todes in mir?
Ostersonntag
Dem von den politischen und religiösen Autoritäten Verurteilten und Vernichteten gibt Gott Recht. Er schenkt ihm Leben, Kraft und Autorität. „Auferstanden heißt nicht: wiederbelebt.“ Christus „bleibt den Jüngern erkennbar, trägt die Male seiner Wunden. Aber es ist doch alles anders.“ (Steindl-Rast, 149) In dem, wofür Jesus lebte und starb, erkennen wir Gottes Macht. Und diese Macht ist die Autorität der Liebe. Wir wissen es in unserem Innersten: Liebe ist stärker als der Tod.
Die Jünger erlebten Auferstehung „als ein Ereignis, das ihr Leben von Grund auf veränderte.“ (Steindl-Rast, 151) Dieses „innere Auferstehungserlebnis ist durch das Lauffeuer ihrer Begeisterung bezeugt.“ (Steindl-Rast, 152)
Auch wenn wir die Auferstehung Jesu Christi nicht verstehen können, nimmt uns das nicht die Möglichkeit zu leben, wie er gelebt hat. So kann „unser eigenes Leben und Lieben als eine Art Beweis für sein Leben gelten – seinem Tod zum Trotz.“ (Steindl-Rast, 154).
„Die Liebe und das Leben haben gegen den Tod gekämpft – und sie haben gewonnen. ER hat gewonnen.
Das Leben, die Liebe, Gott, gewinnt mitten im Dunkeln, ganz leise und unauffällig, ohne Zuschauer und Fernsehshow, ohne Waffen und Gewalt“ - immer wieder. (Schwarz, 107)
Wir wünschen Ihnen gesegnete Ostern!
Verwendete Literatur:
1) David Steindl-Rast, Credo, Herder 2015
2) Andrea Schwarz, Eigentlich ist Ostern ganz anders, 2009